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SuperMemo Handbuch
Kapitel 1.2
Einführung in SuperMemo:
Wofür ist es gut?
In diesem Kapitel wird diskutiert, welche Probleme Personen mit dem Vergessen haben und besprochen, wie SuperMemo das Dilemma zwischen dem Wiederholen "alten" Wissens gegenüber dem erlernen neuer Dinge löst.
Das Kapitel ist in die folgenden vier Sektionen aufgeteilt:
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| Das "Vergessen"-Problem |
Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass Sie sich bereits kurz nachdem Sie etwas neues gelernt haben, nur noch an sehr wenig davon erinnern können? Je weniger sich Ihnen Chancen bieten, frisch gelerntes zu wiederholen, umso schneller verschwindet das frisch erworbene Wissen wieder aus Ihrem Gedächtnis.
Man weiss schon seit geraumer Zeit, dass repetitio mater studiorum est (Latein: Wiederholung ist die Mutter des Lernens). In anderen Worten, der beste Weg sich zu erinnern besteht im ständigen Wiederholen des gelernten. Es kann allerdings recht frustrierend sein, wenn man ständig altes Material wiederholen muss, während gleichzeitig neues Material darauf wartet gelernt zu werden - wo soll man die Zeit für beides hernehmen?
Normalerweise arrangiert man sich mit einer Kompromisslösung. Die meiste Zeit wird mit dem Lernen neuer Dinge verbracht, alte Informationen werden wieder vergessen, Wiederholungen werden auf die Themen beschränkt, von denen man annimmt, dass sie in der nächsten Prüfung abgefragt werden. Nas Nettoergebnis ist katastrophal! Die meiste so verwendete Zeit ist verschwendet, weil dasmeiste eben wieder vergessen wird. Sicherlich erwirbt man mit der Zeit ein gewisses Verständnis von dem gelernten Stoff - aber Verständnis basiert auch auf Spuren der Erinnerung - und verschwindet zusammen mit ihnen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis Ihre Investition in das Lernen zu einem guten Teil als verloren abgeschrieben werden muss.
Ist diese Situation unvermeidlich? Täglicher Lerndruck erlaubt Ihnen nicht, gelerntes wirklich zu wiederholen. Die Ausbildungssysteme dieser Welt sind allesamt darauf angelegt, diejenigen zu bestrafen, die neues Material nicht schnell beherrschen. Sie werden durch diese Sachzwänge in eine irrsinnige Lage gebracht: Sie werden tatsächlich gezwungen, ihre Zeit und damit Ihr Leben zu verschwenden.
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| Lernabstände |
Sobald man etwas neues gelernt hat, sollte man den Stoff wiederholen, bevor man ihn wieder vergisst. Dummerweise ist es schwer vorherzusagen, genau wann man etwas wieder vergessen würde. Einige Dinge vergisst man schneller, andere halten sich für Jahre im Gedächtnis.
Glücklicherweise gibt es einige Regelmässigkeiten in der Art und Weise, wie wir etwas vergessen, diese Muster können uns dabei helfen, die Wiederholungs-Sequenz zu optimieren. Wenn Sie eine bestimmte Anzahl neuer Informationen oder Dinge lernen, können Sie beobachten, wie die Anzahl der Dinge, an die Sie sich erinnern, langsam aber stetig abnimmt. Benutzt man einen Computer, um diese Vergessenskurve aufzuzeichnen, kann man leicht vorhersagen, wann ein bestimmter Prozentsatz des ursprünglich erlernten vergessen ist. Wenn Sie sich entschliessen, sich konstant an mindestens 90% des gelernten zu erinnern, werden Sie wahrscheinlich versuchen, Ihre Wiederholung auf den Zeitpunkt zu legen, an dem Sie sich tatsächlich noch an die gewollten 90% erinnern.
Der Prozess des Vergessens hat allerdings etwas beliebiges; zum Zeitpunkt einer Wiederholung ist es schwer zu sagen, welche Anteile des Gelernten länger halten und welche bald wieder verschwinden. Um die Sache noch komplizierter zu machen: Verschiedene Informationen sind schwieriger zu behalten als andere und benötigen daher andere Wiederholungsabstände. Zusätzlich ist es so, dass Stoff, der bereits ein- oder zweimal wiederholt wurde, seltener wieder aufgefrischt werden muss als wirklich neue Informationen.
Schwer zu folgen? Keine Sorge. Viel Arbeit wurde investiert, die "Spielregeln des Lernens" zu ergründen. Das Ergebnis: effiziente Algorithmen konnten entwickelt werden, mit Hilfe derer die optimalen Wiederholungsintervalle aus Schwiereigkeitsgrad, bisheriger Wiederholungsrate und einigen anderen Faktoren berechnet werden können. Diese Algorithmen wurden für SuperMemo verwendet.
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| Die SuperMemo-Lösung |
SuperMemo kümmert sich um die Repetition, ohne dass Sie viel dazu tun müssen. Es ist keine "sorgenfrei"-Lösung, Sie müssen sich schon noch anstrengen. Es kann aber auf strikt wissenschaftlicher Grundlage nachgewiesen werden, dass Sie mit SuperMemo in der Lage sind, Ihre Lerngeschwindigkeit erheblich zu steigern. Über längere Zeiträume können Sie gegenüber konventionellen Methoden 10-50 mal schneller lernen, darüber hinaus dürfen Sie erwarten, bis zu 95% des gelernten Stoffes abrufbar zu behalten!
SuperMemo minimiert den Veregssen-Effekt und den Zeitbedarf für das Lernen. Erforderliche Repetitionen werden in sorgfältig berechneten optimalen Intervallen gestaffelt. Die Intervalle werden auf der Basis zweier eigentlich widersprüchlicher Kriterien errechnet:
- Die Wiederholungsintervalle sollten so lang wie möglich sein, um eine optimale Repetitionsrate zu erreichen und um den Abstandseffekt bestmöglich zu nutzen: Grössere Wiederholungsabstände produzieren, mit Einschränkungen, bessere Lernergebnisse.
- Wiederholungsintervalle sollten so kurz wie möglch gehalten werden, um sicherzustellen, dass der Wiederholungsstoff noch erinnert wird.
Die Optimalen Intervalle sind für unterschiedliche Lerninhalte, Fakten oder Regeln verschieden. Sinnvollerweise wird der zu lernende Stoff in kleinere Einheiten oder Karten, aufgeteilt. Durch die Aufteilung in kleinere Lerneinheiten wird es für SuperMemo möglich, jeder Einheit ein eigenes optimales Intervall zu berechnen und damit die Gesamteffizienz deutlich zu verbessern.
Die Einfachheit der einzelnen Einheiten ist auch aus zellphysiologischen Gründen sehr wichtig. Je einfacher eine Lerneinheit ist, desto leichter werden die richtigen neuronalen Synapsen zur richtigen Zeit stimuliert. Je komplexer eine Lerneinheit wird, desto komplexer wird auch das resultierende neuronale Muster auf Zellebene. Dadurch wird das Optimieren des Lerneffektes logischerweise ebenfalls schwieriger, bisweilen sogar unmöglich. Optimale Wiederholungsintervalle und einfache Lerneinheiten zusammen sind für einen guten Lernerfolg wesentlich.
Bei allem darf nicht übersehen werden, dass die Lerngeschwindigkeit allein nicht das wichtigste Element ist: Die Qualität des Wissens ist klar wichtiger. SuperMemo erlaubt lediglich, die Lerngeschwindigkeit zu steigern. Es bleibt allein ihre Verantwortung, den Lernstoff auszuwählen und zu strukturieren.
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| Zusammenfassung |
SuperMemo ermöglicht es Ihnen, den Zeitaufwand für Wiederholungen drastisch zu reduzieren, es hilft Ihnen, Ihr Gedächtnis zu organisieren - sogar, wenn Sie lediglich 15 Minuten pro Tag mit Lernen verbringen. Probieren Sie es aus, experimentieren Sie ein wenig. Speichern Sie irgendeinen neuen Stoff Ihrer Wahl in SuperMemo und entscheiden selbst, ob es Ihr Leben verändert!
- Der Schlüssel zu effizientem Lernen ist, die Anzahl notwendiger Wiederholungen zu verringern, bis das gelernte auch wirklich behalten wird.
- SuperMemo verringert die gesamte, für das Lernen benötigte zeit, weil für alle Lerninhalte die optimalen Wiederholungsintervalle berechnet werden.
- Nicht Sie, sondern SuperMemo entscheidet, was wiederholt wird und wann.
- Die Qualität des Lernens hängt auch davon ab, welcher Lernstoff ausgewählt wurde und wie er in einzelne Lerninhalte aufgeteilt wurde.